Der Schatzmeister auf See

Der Schatzmeister hat seinen Mercedes in die Garage gestellt und ist in See gestochen. „Ich muß mal raus aus dem ganzen Politmief“, meinte er kurz zuvor, „ich brauche auch mal Zeit für mich.“

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Schatzmeister Altekrüger hakt gerne nach: „Ich habe da noch eine Frage.“

Markus Altekrüger ist ein Politiker wie er im Buche nur schwer zu finden ist. Meist wird von ehrlichen und sich der Wahrheit verpflichtenden Politikern in abwertender, wenn nicht sogar verhohnepipelnder Form geschrieben. Markus Altekrüger – von Freunden nur Marco Francesco Europa genannt – aber ist anders.

Schon früh erkannte er einen Faible für Geld und Politik. Bei Familienbesuchen beim Bürgermeister in seiner Heimatstadt, verkaufte er seinen Schulkameraden für eine Mark Eintrittskarten. Mal sagte er, daß sie ein Arschloch dafür sehen könnten, dann einen Hornochsen oder einen als Bürgermeister verkleideten Außerirdischen. Markus A. wunderte sich bereits früh darüber, wie einfach es ging, die Bezeichnung für ein und dasselbe zu ändern, aber immer wieder das gleiche zu verkaufen. Und daß der Kunde das mitmacht. Das muß Politik sein, dachte er sich damals.

Ein halbes Jahr nun ist der Schatzmeister auf dem Gebirgsklipper Roald Amundsen unterwegs über den Atlantik. Aber, so meldete er sich kurz vor der Abfahrt in die Dünung der wilden Atlantikgischt: „Wir legen am Dienstag hier in Sta. Cruz ab und erreichen Fort-de-France planmäßig am 04.05., meinem Geburtstag. Spätestens am 09.05. um 12:00 werde ich aber am Millerntor-Stadion stehen.“

Ganz ohne Fußball und Politik kann Markus Altekrüger allerdings nicht, es steckt ihm einfach zu sehr in Seele und Sonnenbrille. Kurz bevor die Amundsen in See stach, erreichte uns ein bewegender und handschriftlich mit Pflaumenmuß beschmierter Brief:

Das Schulobstprojekt in NRW
Ein Brief des Schatzmeisters des Landesverbandes Hamburg

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Markus Altekrüger takelt die Wanten nur im PARTEI-Anzug und Sonnenbrille. Dazu der Schatzmeister Altekrüger: „Ich takel die Wanten nur im PARTEI-Anzug und mit Sonnenbrille.“

Markus Altekrüger
Oostende, 28. Februar 2010

„Bevor die Roald in See sticht, muss alles seeklar gemacht werden. Dazu gehören u.a. das Verstauen der Lebensmittel, der Crew und des Klopapiers. Die ganz Harten melden sich dafür freiwillig zum Einsatz in der Dosenlast. Die erste Enttäuschung: Bestimmte Dosen werden hier leider nicht gelagert, und das Stibitzen von Essigessenz erscheint vergleichsweise unattraktiv. Dafür wird endlich die Frage beantwortet, wo sich die weltweite Pflaumenernte des Jahres 2009 befindet: In ebendieser Dosenlast! Nicht weniger als 6.400 Büchsen á 2.000 Gramm warten auf eine seemännische Befestigung. Die fixen Rechner unter Euch haben längst ermittelt, dass diese 4,9 Kubikmeter Pflaumenmasse -?? tief unter der Wasserlinie verstaut – einen nicht unerheblichen Teil zur Stabilisierung des Schiffes in den wilden Gewässern der Biscaya beitragen werden. Erinnerungen an die Sultaninenschwemme des Jahres 2002 werden wach.

Natürlich stellt sie auch eine große Herausforderung an unsere Backschaft dar: Wie werden wir diese Pflaumen im täglichen Speiseplan unterbringen? Auf die ersten Versuche reagiert die Crew noch mit ehrlicher Begeisterung: Der Pflaumenkuchen ist ein Gedicht und die Backbleche werden nach der Sicherheitseinweisung durch Steuerfrau Conni in Sekundenschelle verputzt. Auch ein Pflaumenpudding rundet das Abendbrot -?? Udos Salatdressing füllen einige sogar heimlich in die wasserfesten Taschen des Ölzeugs für zu Hause ab -?? vorzüglich ab.
Gewagter erscheint da schon der Versuch, die Pflaumen im täglich frisch gebackenen Brot unterzubringen, und die Crew reagiert erwartungsgemäß mit Verwunderung; im Großen und Ganzen bleibt die Lage aber unter Kontrolle.
Allerdings kippt die Stimmung, als die mit Mayonnaise gestreckte Pflaumenpaste der Besatzung als Kartoffelsalat untergejubelt wird. Unser Smut hat es kommen sehen, kann sich aber gegen die von der ersten Riggbegehung noch schwer adrenalisierte Backschaft nicht durchsetzen.

So kann es nicht weitergehen. Glücklicherweise ist durch den Crewwechsel hier in Oostende aktuelle deutsche Tagespresse auf den Tischen der Messe gelandet. Ein Artikel über das Schulobstprojekt in Nordrhein-Westfalen nährt die Hoffnung, sich auf anderem Wege von den Pflaumenvorkommen zu trennen: In NRW sollen zukünftig alle staatlichen Schulen täglich und kostenlos Obst an ihre Schüler ausgeben!

Unbemerkt von der Schiffsführung haben wir also beim Kultusministerium des Landes NRW ein Angebot abgegeben. Und was soll ich sagen: Unsere Roald hat sich in dieser bundesweiten Ausschreibung durchgesetzt und den Auftrag erhalten, bis Ende 2012 die Schulobstversorgung aller Schulen des Landes sicherzustellen!
Das stellt uns vor logistische Fragen, deren Antworten das Bordbuch leider nicht gibt. Statt die Bramen und Royals auf Position zu bringen, hieven wir mit dem Jolltau nun palettenweise Pflaumenbüchsen an Land! Und statt Wetterkarten drucken wir nun Adressaufkleber, die wir auf die Dosen pappen. Da kommt es bei der fehlenden Routine schon Mal vor, dass der Drucker 140 A4-Seiten mit der Beschriftung ‚??Erich-Kästner-Realschule, Dormagen‘ raushaut.

Von den ersten Reaktionen der Schüler NRWs auf die Aussicht, zwei Jahre mit eingebüchsten Pflaumen mit Hüsingœuvre versorgt zu werden, werden wir wohl schon in Lissabon erfahren, wenn beim Crewwechsel aktuelle deutsche Tagespresse auf den Tischen der Messe landet…“

Gute Reise weiterhin!

1 Kommentar

  1. Keno

    Abgefahren, sagt der späte Seemann!

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